Hier werden die verschiedenen, im jagdlichen Umfeld gebräuchlichen Blasinstrumente beschrieben.

... Versammelt sind auf diesem Foto Fürst-Pless-Horn, Parforcehörner in Es und B, Ventil-Plesshorn und Clewingsches Taschenhorn. …
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Das gebräuchlichste Jagdhorn ist das Fürst-Pless-Horn.
Es ist entstanden aus dem militärischen Signalhorn, ist zweiwindig und mit einer effektiven Länge
von ca. 1,35 m sehr handlich.
Es ist in B gestimmt, hat einen warmen, dem Flügelhorn ähnelnden Klang und deckt einen mittleren Frequenzbereich ab:

Ihm eng verwandt sind die gleich langen Sauerländer Halbmond (nur eine halbe Windung) und das Clewingsche Taschenhorn (achtwindig, mit winzigem Schallbecher und entsprechend dünnem Klang).
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Das Parforcehorn, ursprünglich für die höfische Reiterjagd entwickelt, lässt sich wegen seines großen Durchmessers gut über der Schulter tragen und ist in der B-Stimmung etwa doppelt so lang wie das Plesshorn. Entsprechend tönt es eine Oktav tiefer:

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Mit diesen beiden Instrumententypen beschäftigen wir Laurensberger Jagdhornbläser uns.
Für das Spiel in der Gruppe sollten alle Hörner einen Stimmzug haben, mit Hilfe dessen man die Rohrlänge geringfügig verändern und somit die Tonhöhe angleichen kann.
Die Nutzung beider Instrumente (nur punktuell ergänzt durch Ventil-Pless-Hörner) ermöglicht uns, mit solidem Bass und brillierendem Diskant mehrstimmig zu musizieren.
Der Plessbläser schätzt am Parforcehorn den weiten Dynamikbereich vom weichen, gesanglichen Piano bis zum dröhnenden, rauhen Fortissimo.
Außerdem muss er bewusster als normal atmen, damit ihm besonders in tiefen Lagen die Luft nicht knapp wird.
Seine Treffsicherheit wird sich zusätzlich verbessern.
Umgekehrt gewinnt der Parforcebläser ungeahnte Kräfte und Leichtigkeit in der Höhe, wenn er Muskelaufbau mit dem Plesshorn betreibt.
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Das doppelwindige, etwa 4,15 m lange Es-Parforcehorn gibt die Möglichkeit – wegen seiner nach oben hin immer enger beieinander liegenden Naturtöne – melodiösere und anspruchsvollere Melodien zu spielen:

Es gibt auf dieses Instrument spezialisierte Es-Horn-Gruppen (momentan keine im Großraum Aachen – früher aber der “Parforcehornkreis Kaiserpfalz Aachen” mit qualitätvoller CD), die französische, österreichische und höfische Musik etc. pflegen.
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Wesentlicher Teil all dieser Instrumente sind die zugehörigen Mundstücke.
Der Mundstücksbau ist eine Wissenschaft für sich – betrieben von spezialisierten Firmen (z.B. Bruno Tilz, Josef Klier).
Allgemein gilt für unsere Instrumente:
- der Rand muss zu den Lippen und dem Ansatz des Bläsers passen
- zum Plesshorn gehört ein Kessel
(flach für hohe, scharfe Töne – tief für weiche, tiefere) - zum Parforcehorn gehört ein Trichter
(besonders weit und tief für die tiefe Lage) - gleiche Abhängigkeit beim Bohrungsdurchmesser:
je größer desto tiefer und weicher der Ton - Schaftweite und Rückbohrung bilden den Übergang von Mundstück zum zylindrischen Stimmzug


Auf dem Bild eine verwirrende Anzahl verschiedener Mundstücke, bei denen es aber weniger auf deren Material und ihre äußere Form ankommt, als auf das “Innenleben” und den Rand.
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Erst ein erfahrener, guter Bläser wird ein zu seiner Art der Tonbildung, der geforderten Stimmlage und dem jeweiligen Instrument optimal passendes Mundstück herausfinden können.
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Zum Header-Bild oben:
Sollten wir vielleicht erwägen, das Alphorn in die Gruppe der von uns genutzten Jagdhörner aufzunehmen?
Als Argumentationshilfe dazu hier der beschwingte Alpschiedstango von Alpcologne, den man den riesigen Instrumenten eigentlich nicht zugetraut hätte: